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    12 days ago

    Und ein Mann um die 70, beige Käppi auf dem Kopf, sagt: Das sei “eine Störung” gewesen – von Typen, die sich wichtigtun wollten. “Das hat aber mit der AfD nichts zu tun!”

    So wie der Klimawandel nichts mit den menschlichen Treibhausgasemissionen zu tun hat…

    In einem Beitrag des rechten YouTubers Björn Winter, der sich “Björn Banane” nennt, verurteilt der örtliche AfD-Politiker Lars Günther zwar die Gewalt. Aber stellt dann die Frage in den Raum, ob es sich bei all dem nicht um eine “Inszenierung” gehandelt habe – da eben Journalisten vor Ort gewesen seien und es Filmaufnahmen gebe. Die Presse habe die Sache “aufgebauscht”. Ansonsten könne “im Eifer des Gefechts” immer mal etwas passieren – Leute hätten sich den Störern in den Weg gestellt und hätten dann “im Handgemenge” eine abbekommen.

    Haben wir noch Kanthölzer?

    Aber es ist nicht nur die AfD, die das Geschehen als aufgebauscht bezeichnet. Der Bad Freienwalder Bürgermeister selbst, Ralf Lehmann von der CDU, sprach von einer “Störung” statt von einem “Angriff”. Im RBB-Fernsehen sagte Lehmann, da seien welche gewesen, die wollten stören. Einer habe einen von ihnen festgehalten, woraufhin der Störer dann zugeschlagen habe. “Nun kann man sagen, der hätte ihn nicht hauen dürfen. Der andere hätte ihn aber auch nicht festhalten dürfen. Das sind Sachen, wo ich sage: Wer will denn wen jetzt verurteilen und wofür?”, so Lehmann in dem Beitrag von Brandenburg Aktuell.

    Währenddessen heult die CDU in Thüringen rum, weil ihnen eine symbolische Mauer vor die Tür gebaut wurde und ein paar Transparente dranhängen. Da ist dann natürlich gleich das Ende der Demokratie… Aber ein bewaffneter Überfall ist nur eine “Störung” und da sind die Opfer ja auch irgendwie selbst schuld, wenn sie sich gegen die Leute mit Knüppeln zur wehr setzen…

    Das Bemerkenswerte: In einem ersten Statement nach Sonntag sprach auch die AfD von einem “Angriff”, schärfer also als der Bürgermeister selbst. In dem YouTube-Beitrag später bezieht sich der AfD-Politiker Günther auf ebendiese Aussage des Bürgermeisters und sagt: “Angriff oder Störung, wie auch immer: Es ist nichts Schlimmes passiert am Sonntag, da muss man auch mal die Kirche im Dorf lassen.”

    Dort habe er gestanden, als einer der Täter ihm ins Gesicht geschlagen habe. “Ich habe gerade unseren Stand aufgebaut. Dann habe ich mich umgedreht, schon hatte ich die Faust im Gesicht.” Er habe weder versucht, jemanden festzuhalten, noch habe es ein Handgemenge gegeben.

    “Ich bin kein linker Revoluzzer”, sagt Schwelgin. “Ich bin ein Familienvater, der da mit seinem Sohn Kuchen angeboten hat.” Ja, das sei eine politische Veranstaltung gewesen. Aber sie habe einen Familienfestcharakter gehabt. Es war friedlich, viele junge Leute vor Ort. Stimmen aus der CDU, also der Partei des Bürgermeisters, erzählen Ähnliches. So die Bürgermeisterkandidatin Ulrike Heidemann – denn Ralf Lehmann geht in den Ruhestand. Heidemann war selbst auf dem Marktplatz, kurz nach dem Geschehen, und hat die Veranstaltung besucht, weil sie sich selbst ein Bild habe machen wollte. Sie sagt: “Die Veranstaltung hatte sehr gemäßigte Programmpunkte und Redebeiträge. Sie war ja auch als Familienfest ausgelegt.” Auch Heidemann spricht von einem “Angriff”.

    Auch wenn ich verstehe, dass die Leute sich so äußern hat das einen sehr besorgniserregenden Unterton. Dabei schwingt mit, dass wenn es eine “richtige” Demonstration gewesen wäre, das Kleinreden des Überfalls oder gar der Überfall selbst gerechtfertigt seien.